Ich beschreibe im folgenden unsere Reise nach Venedig, mit persönlichen Eindrücken, Erlebnissen sowie lukullischen Tipps, die in der einen oder anderen Form gerne zur Nachahmung genutzt werden können. Am Ende findet ihr noch weitere Informationen und Links. Wer möchte kann natürlich direkt zu den Tipps und Empfehlungen springen.
Bereits die Anreise ist ungewöhnlich, vom Flughafen Marco Polo führt ein längerer Fußweg (ca. 10 Minuten) direkt zu der Schiffsanlegestelle, um die Reisenden per Boot oder Wassertaxi zur „Insel“ Venedig zu bringen, die aus insgesamt 118 Inseln besteht. Die Tickets kauft man entweder am Automaten oder am Schalter an der Anlegestelle, es hat keinen Vorteil, diese bereits im Terminal zu erwerben. Das erste Boot war schnell voll, so dass wir erst mit dem nächsten ablegen konnten. Von der Anlegestelle Ospedale gelangten wir, dank Google Maps, nach 15 Minuten zu unserer Unterkunft Locanda Ca‘ del Console.
Abends konnten wir bereits die ersten venezianischen Spezialitäten probieren, in der Osteria alla Staffa gab es 3 verschiedene Varianten von Stockfisch mit Polenta (siehe Foto).
Tag 1: Murano, Burano, Torcello
Da die ursprüngliche angedachte Free Walking Tour immer mindestens einen Tag vorher gebucht werden muss, haben wir kurzfristig unsere Pläne geändert und einen Ausflug zu den Inseln Murano, Burano und Torcello gemacht.
Siccome la guida deve essere prenotata un giorno prima, abbiamo cambiato idea e siamo andati per una gita alle isole Murano, Burano e Torcello.
Murano
Murano ist bekannt für die Glasmanufakturen. Viele bieten einen Besuch ihrer Fabriken und natürlich anschließend den Verkauf ihrer Produkte an, natürlich sehr touristisch, aber dennoch ist die handwerkliche, kunstvolle Herstellung sehenswert. Außer Glas und einigen Restaurants haben wir in der kurzen Zeit nichts entdeckt.
Murano è conosciuto per le fabbriche di vetro. Tante offrono una visità della produzione e dopo naturalmente anche la vendità, definitivamente per turisti ma questo vechio mestiere artistico è veramente bello da vedere. In questo tempo corto di permanenza sull‘ isolo non abbiamo scoperto altro die vetro e restauranti.
Torcello
Torcello, die älteste Insel in der Lagune, hat uns positiv überrascht, weitläufig, entspannte Atmosphäre. Eine gute Gelegenheit, um die typischen, selbstgemachten Kekse, normalerweise mit einem Glas Dessertwein zu probieren.
Burano
Burano, früher bekannt durch die Herstellung von Spitze, überrascht mit seinen bunten Häusern, früher eine Orientierungshilfe für die Schiffer. Quasi jedes Foto könnte als Postkarte verwendet werden (siehe Foto). So verwundert es nicht, dass Fotokurse in Burano angeboten werden, die Aufnahmen vom Wasser, aus kleinen Kanälen erlauben. Eine gute Idee für eine weitere Reise nach Venedig mit Übernachtung in Burano.
Tag 2: Gondola und Free Walking Tour
Gondola
Heute haben wir uns früh auf den Weg gemacht und direkt eine Fahrt in einer Gondel gestartet, nicht billig, aber auch nur in Venedig möglich. Die Preise sind übrigens von der Stadt festgelegt und an jeder Haltestelle einzusehen. Eine halbe Stunde ist Minimum, 45 Minuten lohnen sich wirklich, um auch kleine Kanäle zu befahren und unter Brücken die Köpfe einzuziehen (siehe Foto).
Früher waren die Kanäle die einzigen Verbindungswege, es gab erst später Brücken. Aus diesem Grunde sind die wasserseitigen Fassaden auch immer die schönsten eines Gebäudes und der Blick vom Wasser lohnt sich. Unser Gondoliere Marco zeigte uns die unscheinbare Kirche San Lorenzo, Grabstätte von Marco Polo.
Free Walking Tour
Am 2. Tag startete dann unsere Free Walking Tour, für uns immer eine gute Idee, mehr über den Ort und die Menschen zu erfahren. Simona hat uns erklärt, dass jeder Hof einen Brunnen hatte mit quasi eingebautem Wassernapf für Katzen (siehe Foto am Brunnen vorne links). Die Katzen sorgten im Gegenzug für eine Beseitigung der Mäuse und Ratten. Weiter lernten wir einige Details der 4 wichtigsten Personen Venedigs (Marco Polo, Casanova, Fellini, Vivaldi), u.a. sahen wir das Haus, wo Casanova aufgenommen wurde und dass das Geburtshaus Marco Polos erst nach seinem Tod gebaut wurde. Simona erklärte uns auch, dass es nicht nur Aperol Spritz gibt, welche typischen, venezianischen Speisen (Sarde in Saur) unbedingt zu probieren sind und was ein Ombra ist. Doch dazu später mehr. Nach der Tour verteilte Simona noch eine Karte von Venedig, detailliert mit Informationen zu Sehenswürdigkeiten, Linienplänen der Boote und persönlichen Empfehlungen der Stadtführer. Die 4-stelligen Hausnummern sind übrigens in Kombination mit dem Stadtviertel die eindeutige Adresse eines Hauses und stammen aus der Zeit Napoleons.
Abends haben wir uns noch auf ein Gläschen Wein gegenüber unserer Locanda in die Osteria Ai Pie del Ponte an den Kanal gesetzt. Sehr klein, wenige Tische, aber tolle, romantische Atmosphäre direkt am Wasser (siehe Foto). Andrea, der Inhaber kümmert sich persönlich um seine Gäste und serviert sehr leckere Weine und dazu passenden Käse. Vorsicht, bei Hochwasser schließt er eher. Ein sehr schönes Lokal und ein sympatischer Inhaber. Wir werden wieder kommen.
Tag 3: Biennale Architettura
Heute ging es wieder früh los, der Besuch der Biennale stand auf dem Programm. Die befindet sich im Sestiere Castello, im Bereich der ehemaligen Industrie- und Werftanlagen Arsenale sind die Ausstellungsräume und in den Giardini die Ausstellungspavillons einzelner Länder. Alleine die Räumlichkeiten sind schon sehenswert. Das diesjährige Motiv lautet „How will we live together?“ und beschäftigt sich mit zukünftigen Materialien (siehe Foto), nachhaltiger Stadtplanung und elektronischen Unterstützung des Menschen. Aufgrund der Pandemie waren einige Länderpavillions leer oder boten eine rein virtuelle Ausstellung, u.a. auch der enttäuschende deutsche Pavillion. Die Ausstellung läuft noch bis November 2021 und lohnt auf jeden Fall einen Besuch.
Nach der Biennale haben wir im selben Sestiere Castello zu Abend gegessen in der Trattoria da Jonny, eine Empfehlung unseres Gondoliere Marco. Das Restaurant befindet sich an einem kleinen Platz mit Sitzplätzen draußen und bietet hervorragende Antipasti, Primi und Secondi, alles sehr lecker und ansprechend angerichtet (siehe Foto).
Tag 4: Campanile San Marco / Sestiere Dorsoduro
Campanile di San Marco
Der 4. Tag begann wieder früh, Schlange stehen am höchsten Turm der Stadt, dem Campanile di San Marco. Eintrittskarten und Masken gibt es übrigens im Turm. Die Aussicht lohnt sich. Ein Aufstieg ist nur mit dem Aufzug möglich.
Il 4. giorno iniziava di nuovo presto, fare la fila per salire sulla torre più alta della città, il campanile di San Marco. Biglietti e mascherine si vendono dentro la torre. La bella vista vale veramente la pena. Si sale con un ascensore.
Sestiere Dorsoduro
In diesem Viertel ist die höchste Museumsdichte der Stadt, u.a. Accademia, Guggenheim, etc. Wir haben dort die sehr interessante Galleria della Gondola (gibt es nur hier) entdeckt und viele Details gelernt. Z.B. dass die Zacken für die Stadtviertel Venedigs stehen und die Gondeln zur besseren Navigation asymmetrisch gebaut sind. Dies und vieles mehr solltet ihr euch dort selber ansehen und anhören.
Zur Pause haben wir uns an die gegenüberliegende Seite des Kanals begeben und erstmal an der Osteria Al Squero einen Spritz genossen und einige cicchetti (venezianische Tapas) gegessen. Von dort hat man eine gute Sicht auf eine historische Werft (Lo Squero di San Trovaso), die auch heute noch Gondeln herstellt und instand hält (siehe Foto). Der Name der Osteria hängt somit mit der Werft zusammen.
Neben Museen befinden sich in diesem Sestiere auch Teile der Uni und viele Bars und Trattorien. Ein guter Startpunkt diese zu entdecken und auszuprobieren ist der Campo Santa Margherita.
Tag 5: Sestiere Cannaregio
Den heutigen Tag haben wir reserviert, um gemütlich das Stadtviertel Cannaregio im Nordwesten zu entdecken. Es gibt fast von der Rialto-Brücke bis zum Bahnhof S. Lucia eine größere Straße, die einmal durch dieses Viertel führt, mit vielen Geschäften, Restaurants – und – Touristen. Diese Straße sollte man möglichst meiden und parallele Wege einschlagen, um zum hebraischen Viertel zu gelangen. Das Gheto Novo ist das älteste jüdische Viertel (danach kamen vecchio und novissimo). Auf dem Gelände einer alten Gießerei siedelten sich viele nordeuropäische und italienische Juden an. Dieses Viertel, wie andere auch, wurde nachts an den Zugängen abgeschlossen und bewacht. Insbesondere rund um den Campo Gheto Novo (siehe Foto) sieht man heute noch Synagogen und jüdisches Leben. Weitere Details und Informationen zu diesem Viertel findet ihr im folgenden italienischen Artikel.
Abseits der Hauptstraße haben wir mehrere kleine Restaurants gesehen und uns schließlich durch die Karte und die essenden Menschen für die Osteria Bea Vita entschieden. Hier gibt es sowohl ein günstiges Mittagsmenü, als auch venedische Tapas. Dazu Wasser und Sitzplätze draußen mit Blick auf den Kanal kostenlos (siehe Foto). Anschließend sind wir für eine kleine Mittagspause in den Parco Villa Groggia gegangen, eine kleine, grüne Oase in diesem Viertel.
Hochwasser – Aqua Alta
Hochwasser ist in Venedig ein normales Phänomen, die Bewohner haben gelernt, damit zu leben. Jeder hat Gummistiefel und stellt empfindliche Dinge oder Elektrogeräte möglichst nicht auf den Erdboden. Auch wir haben etwas Hochwasser in unserer Unterkunft erlebt, links auf dem Foto seht ihr einen normalen Wasserstand und rechts ist zu erkennen, dass das Wasser bereits in den Raum gelangt. Interessant ist dabei, dass das Wasser auch durch die Steine der Gehwege nach oben dringt und dann unerwartet an der tiefsten Stelle austritt. Um sich auf das Hochwasser einzustellen, verwenden die Venezianer die App Aqua Alta Venezia – Hi!Tide.
Tag 6: Lido di Venezia
Zum Abschluss und um noch etwas zu entspannen, haben wir den letzten Tag zum Strandtag erklärt. Es gibt mehrere Boote, die regelmäßig zum Lido fahren. Von der Anlegestelle geht es einmal quer durch die Insel, ca. 1km. Die 12 km lange Insel schützt die Lagune vor Hochwasser, der 2,5 km lange Sandstrand dient zum Sonnenbad für Einheimische und Touristen. Seltsam ist, dass es auf dieser Insel Autos und Busse gibt, ungewohnt, wenn man gerade mit dem Schiff ankommt.
Der große Teil ist mit Strandbädern belegt, der freie Strand befindet sich von der 400m weiter links. Aber auch dort kann man sich Sonnenschirme zum selber aufstellen ausleihen, günstiger als an den Strandbädern und näher am Wasser (siehe Foto).
Darüber hinaus gibt es dort einen Kiosk „Da Nato“, der neben Spritz und gezapftem Bier auch frisch zubereitete Piadine anbietet, die man im Schatten der Bäume essen kann.
Tipps, Empfehlungen
Neben den bereits oben genannten Ausflügen und Sehenswürdigkeiten dürfen natürlich lukullische Tipps nicht fehlen. Alle besuchten Orte findet ihr gesammelt auf Google Maps und in meiner Venedig-Liste auf Foursquare.
Essen und Trinken oder Ombra und Cicchetti
Venedig ist aufgrund seiner Lage und der logistischen Herausforderungen (alle Ware wird per Schiff und Karren transportiert) sicher nicht der günstigste Ort für eine Reise. Dennoch findet man leckeres Essen abseits der Touristenmassen auch zu günstigen Preisen. Ein Muss sind die Cicchetti, eine Art venedische Tapas, die in zahlreichen Bars angeboten werden (siehe Foto). Unbedingt probieren, auch wenn es unbekannt erscheint. Dazu trinkt man ein Ombra, ein Glas des Hausweins. Die ursprüngliche Bedeutung leitet sich vom Wort Ombra = Schatten ab, der Venezianer ging für eine kleine Pause aus dem warmen Sonnenschein in den kühlen Schatten einer Bar, um dort eine kleine Erfrischung, also ein kleines Gläschen Wein, zu trinken. Einige typische Bars: Osteria al Ponte, Osteria Bea Vita, Osteria dal Riccio Peoco, Osteria Al Squero, Ae Forcoe …
Ein weiteres typisches Getränk, wenn nicht sogar das Getränk in Venedig ist Spritz, zubereitet mit Aperol, Campari, Cynar oder Select, letzteres ist nicht ganz so bitter wie Campari und kommt aus Venedig. Spritz bekommt man sogar relativ günstig und wird häufig zusammen mit einigen Cicchetti kombiniert.
Bed & Breakfast Locanda Ca‘ del console
Unsere Unterkunft Locanda Ca‘ del Console war klasse. Gelegen im Sestiere Castello, an der Grenze zu Cannareggio, war sie in guter Ausgangslage, um von dort in alle Viertel zu Fuß zu gelangen, die Anlegestellen Fondamente Nove, Ospedale, San Zaccaria sind alle in ca. 10 Minuten zu erreichen, zur Biennale waren es ca. 20 Minuten. Die Zimmer sind eingerichtet nach ursprünglichem venezianischen Stil (siehe Foto), der Salon bietet einen Blick auf den Kanal (siehe Foto bei Hochwasser). Caterina, die Besitzerin, und ihre Mitarbeiter kümmeren sich hervorragend um ihre Gäste.